Traumberuf Schlagerproduzent: Wie man erfolgreich Schlagerhits produziert (inklusive Exklusivhit „Rondo Amore“)

Schwierigkeitsgrad: Noten lesen nicht notwendig

Nach dem wir uns in den bisherigen Lektionen mit Problemen und Unwägbarkeiten des Alltags beschäftigt haben, die uns oft vor scheinbar unüberwindbare Hürden stellen, wenden wir uns nun dem Thema Berufswahl zu.

In einer ersten Folge widmen wir uns dem Berufsbild des Schlagerkomponisten bzw. -texters. Diese Menschen arbeiten zumeist im Hintergrund und liefern die Kracher im besten Fall am Fließband ab. Das schaffen sie dadurch, dass sie die Regeln und Zutaten kennen, die einen guten Schlager ausmachen. Kennt man die Regeln des Schlagerschreibens erst einmal, fließt es nur so aus der Feder. Wichtig ist: wir reden nicht von Kunst oder Experiment. Uns geht es um einen Setzbaukasten der Gefühle, eine technische Zeichnung des massentauglichen Klangs.

Als Beispiel haben wir einmal einen Schlager kreiert, den Ihr hier schonmal exklusiv zu hören bekommt. Es handelt sich um den Titel „Rondo Amore“, den der noch unbekannte Schlagerbarde Stefan Marén zum Besten gibt:

Wir gehen ausschließlich auf musikalische Gesetzmäßigkeiten ein. Natürlich gehören auch noch ein flottes Hemd, ein modisches Jacket und eine funktionierende Frisur dazu. Dazu mehr in den kommenden Beiträgen. Regel Nummer 1: alles ist immer ganz dicht an der Masse. Es gilt den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden. Schaut Euch um in Autohäusern, Einkaufspassagen, Volksfesten oder Jahrmärkten.

Der Künstlername:

Der Künstlername muss rollen. Nichts mit Kruschinicki, Fleischmann oder Wenzel-Markanowski. Nein, einfach und klangvoll, Doppelnamen sind absolutes Tabu.
Unser Künstler heißt Stefan. Das ist ein einfacher alter deutscher Name (deutsch, das ist ganz wichtig im deutschen Schlager). Jeder kennt irgendeinen Stefan von nebenan oder aus der Schule. Wir hätten ebenso Alexander oder Michael nehmen können. Das geht auch ganz gut.
Der Nachname hat bei uns eine exotische Komponente bekommen, ein Apostroph über dem vorletzten Buchstaben, dem E. Das zieht die letzte Silbe so schön in die Länge. Da freuen sich auch Moderatoren wie Florian Silbereisen, wenn sie bei der Ansage den Namen nachdrücklich betonen können. „Hier ist er mit seinem neuen Titel: Stefan Mareeeeeeeen!“
Außerdem gefällt die -an – -en – Kombination: StefAN Marén. Das klingt, das hat Schmiss und Internationalität, in diesem Fall ein Prise Frankreich, das steht für Fernweh, Weltgewandtheit und Lebensqualität. Gerade die ältere Zielgruppe bekommt außerdem ein junges Familienmitglied nach Hause geliefert: „Schau, da ist wieder unser Stefan im Fernsehen.“ Ein Europaboy, der aber weiß, wo er hingehört. Er steht für die Gewissheit, uns gehört ein Stück von der Welt. Der Stefan Mross hats vorgemacht.

Der Songtitel:

In der Frage des Songtitels gibt es erstaunliche Parallelen zum Künstlernamen. Auch hier haben wir uns für einen fremdländischen Titel entschieden: „Rondo Amore“. Die drei O bringen den Titel zum klingen. Er lässt sich in allen Dialekten gut über die Lippen bringen. Selbst Sprachidioten wissen, dass Amore auf Deutsch Liebe heißt, auch wenn ihnen nicht immer bekannt ist, dass dieses Wort italienisch ist. Ja, ein italienscher Titel musste her! Ein Großteil der Deutschen verbringt seinen Urlaub in Italien, dort wird entspannt, geliebt und gesoffen, fremdgegangen. Kurz: die Erinnerungen sind vielfältig und vor allen: zu 90% positiv. Das sprechen wir an, da stoßen wir rein, mitten in die Herzen der Zielgruppe. Rondo steht angeblich für das nächtliche Trällern liebestrunkener südländischer Barden unter dem Fenster der Liebsten. Super, das passt, das nehmen wir mit. Ein lauer Mittelmeerabend, die schöne Schwarzhaarige im Blick, das bringt Sehnsucht in die Wohnzimmer der deutschen Kleinstädte. Da gehen wir drauf, was ist daran schlecht und verwerflich? Das ist wie geschmeidige Bettwäsche herstellen. Nein, das ist Gefühlsdesign, absolut künstlich, das aber gewissenhaft und aufrichtig umgesetzt. Wir können da ruhig offen reden, denn das ist das Geheimnis des Schlagers: jeder will ein wenig hops genommen werden. Das ist gewünscht und soll so sein. Wen interessiert, dass das Schlagerbusiness ein Haifischbecken ist und da vermutlich gekokst wird, was das Zeug hält. Stefan Marén im Weichzeichnerlicht, mehr brauche ich nicht. Was zählt ist die Oberfläche. Falls jemand damit ein Problem hat, sollte er die Geschichte vergessen.

Perfekt umgesetzt wurde das Regularium im Gesamtkonzept „Santa Maria“, gesungen von Roland Kaiser. Auch hier ein perfekter Künstlername. Roland, da ist das Rollen ja schon im Wortstamm enthalten und dann das unbescheidene Kaiser, das allerdings durch den vertrauensvollen, netten Mann von der Hamburg-Mannheimer nach unten gebrochen wurde. Groß, aber doch klein, das ist das Geheimnis. Rol` and Kaiser!

Der Text:

Hier heißt es: „Santa Maria, Insel wie aus Träumen geboren, ich hab meine Sinne verloren, in dem Fieber, dass wie Feuer brennt.“ Super! Absolut fantastisch. Hier ist alles drin: Insel (Urlaub, ferne Ziele), Träume( Sehnsucht, Fernweh, Alltagsflucht), Sinne verloren (Verliebtheit, Besoffen), Fieber, das wie Feuer brennt (perfekt-poetische Umschreibung für die Urlaubsgeilheit, sind wir ehrlich..) Hier ist in einem Satz bereits alles untergebracht, was einen guten Urlaub ausmacht, mitten ins Herz und ins Kleinhirn.
Der Song schafft sogar das Kunststück, die Verführung einer unter Umständen noch minderjährigen Schönen kraftvoll und unverfänglich zu umschreiben und trotzdem genau auf Rezipientenlinie zu bleiben und unanstößlich für alle Generationen rüber zu kommen. Alle haben doch schon einmal einen verbotenen Blick auf die heranwachsende Frucht riskiert, oder nicht? Träumen kann man ja und noch dazu unter dem Segen der heiligen Maria. Außerdem ist unser Protagonist im Fieber, was mildernde Umstände bedeutet. Oft tuen Schlagersänger schlimme Dinge in ihren Texten. Das zieht die Aufmerksamkeit des Publikums an. Doch am allerwichtigsten ist, dass sie eine Hintertür Richtung Entschuldigung bekommen. Sie muss offen sein. Entweder machen sie Fehler aus jugendlicher Umbekümmertheit, aufgrund kranken Herzens, psychischer Probleme, Mißverständnissen, verletzter Eitelkeit usw. Wie wir sehen, sind Schlager dichter an der Lebenswirklichkeit dran als wir denken. Es gibt auch Schlager, in denen werden Schweinereien in vollem Bewußtsein und voller Stolz begannen. Das funktioniert auch, ist aber höchstens etwas für den Kölner Karneval oder die Aprés Ski Party. Das haut sicher rein, hält aber nur für ein paar Monate. So richtig Geld ist damit schwer zu machen.

„Sie war ein Kind der Sonne, schön wie ein erwachender Morgen. Heiß war ihr stolzer Blick, und tief in ihrem Inneren verborgen brannte die Sehnsucht. Santa Maria, den Schritt zu wagen, Santa Maria, vom Mädchen bis zur Frau.“

Aber zurück zu unserem Beispiel.

Unser Text steigt ein nach vier Takten. Dort könnten wir noch einen Chor installieren. Das ist auch bei „Santa Maria“ der Fall mit dem legendären „Um dada, um dada…“ Dafür hat unser Budget diesmal nicht gereicht.

„Du siehst mich an, wie einen fremden Mann…“

Wichtig: wir bleiben in der Gegenwart. Da passiert gerade etwas. Sofort wissen wir, da singt ein Mann, der eine Veränderung erfahren muss, ob er will oder nicht. Ein Paar ist sich vermutlich fremd geworden. Er hat es natürlich viel zu spät realisiert. Eine Tragik, ein Konflikt bahnt sich ihren Lauf. Wir sind gebannt, was da noch passieren wird.

„Ich drucks herum, mach den Buckel krumm, fühl mich ganz du-u-u-um.“

Der sonst so starke Mann ist irritiert, er erniedrigt sich, seine Selbstsicherheit ist auf der Strecke geblieben. Er äußert dies mit einfachen Worten, volksnah, hier hat nichts Intellektuelles Platz, auf keinen Fall. Simple Sprache, Einfachheit ist gefragt, jeder muss ihn verstehen können. Wir bauen eine nachvollziehbare Gedankenwelt auf.

„Ich schau allein zurück, und es macht mich ganz verrückt, dass unsere Liebe soll vergangen sein. Nein, nein, nein!“

Jetzt ist es raus, er ist verlassen worden. Er, der sonst so selbstsicher die Fäden in der Hand gehalten hat. Ein unglaublicher Vorgang. Für die männlichen Zuhörer ist das nicht zu fassen, worste case scenario. Sie sind froh, dass ihnen das nicht passiert ist und sie wie ein Depp vor ihren Freunden dastehen müssen. Die weiblichen Zuhörer freuen sich, dass da mal eine zurück geschlagen hat. Für jeden ist was dabei. Wir sprechen die zweigeschlechtliche Zielgruppe an, der Absatzmarkt verdoppelt sich.

„Schenk mir diesen Traum ein zweites Mal, komm auf meinem Baum, erlös mich von der Qual.“

Hier verschlingen sich zwei Dinge: auf der einen Seite verfällt der Mann beinahe ins Betteln, die Erniedrigung erreicht ihren Höhepunkt. Auf der anderen Seite wird auf den noch vorhandenen Rest Stärke verwiesen. Ein Kerl wie ein Baum fällt nicht so leicht. Die leicht anzügliche Komponente ist wichtig, da sie die durchaus noch vollständig vorhandene Potenz des Interpreten zum Ausdruck bringt. Schlagersänger sind Machos, das darf nicht vergessen werden. Lieblinge der Schwiegermütter ja, aber zu Hause Tonangeber und dogmatische Triebfeder. Doch er kann auch anders und reagiert in diesem Fall emotional und kann auch Schwäche zeigen. Das kommt an. Eines ist aber deutlich zu spüren, das zur Schau gestellte Leid ist Teil des Spiels und wird von den Frauen dankbar aufgenommen. Der clevere Charmeur weiß das und kann sich dementsprechend optimal einstellen. Das trägt dem sich verändernden Rollenbild Rechnung. Ein Satz wie „Das bisschen Haushalt ist doch gar nicht schlimm, sagt mein Mann“ hat vor 35 Jahren bombig funktioniert hat, ist aber nicht mehr zeitgemäß. Wobei man sagen muss, dass die Erschaffer des Songs danach wohl nicht mehr arbeiten mussten.

Jetzt kommen wir zum Eigentlichen, dem Refrain. Wir haben oben schon erklärt, dass wir uns bewusst für einen italienischen Titel entschieden haben. Hier kommt er voll zur Geltung.

„Rondo Amore, Amore pronto, ich sag`s kein zweites Mal.“

Trotz des Schmerzes lässt sich Er nicht ins Boxhorn jagen. Er bittet um Vergebung, gibt trotzdem weiterhin den Ton an: „Pronto!“ „Ich sags kein zweites Mal“. Ja, sie soll zurückkommen, aber wann, das entscheidet immer noch er, verstanden! Und wenn sie dann nicht spurt, dann ist er eben weg. Dann kann sie sehen wo sie bleibt. Wir sehen: diesem weltgewandten, standhaften Typen den Laufpass zu geben, erfordert einen hohen Preis. Er ist zu hoch, Fräulein! Nicht mit ihm. Frauen wollen spüren, das sie begehrt werden. Wenn dies auch noch etwas im Befehlston passiert, umso besser.

Es beginnt die zweite Strophe.

„Das Rad der Zeit dreht sich zu schnell, die Vergangenheit war bunt und hell, was ist mit uns passiert?“

Jetzt ziehen wir alle Register. Jetzt werden die Bilder gefunden: Das Rad der Zeit. Wir zollen der sich beschleunigenden Gegenwart Tribut. Schlagerfans sind Nostalgiker. Sie werden hier direkt angesprochen. Früher war alles besser. Der Mann als Opfer des Fortschritts. Es ist nicht seine Schuld, es wird zu viel verlangt von ihm. Er muss mobil sein, zum Job pendeln, potent sein, jetzt auch noch im Haushalt helfen. Alles das packen wir hier rein, das kann jeder nachvollziehen. In den guten alten Tagen war die Rollenverteilung klar. Dieses Lied wird Eva Herrmann gefallen!

„Das Tuch der Nacht liegt über uns, was hab` ich falsch gemacht, hat`s mit mir zu tun oder ist es wieder deine Schu-u-uld?“

Sehr schön, das Tuch der Nacht. Findet solche Metaphern und euer Schlager wird ein Erfolg! Das kann man ewig so weitertreiben. Außerdem werden in dieser zweiten Strophe die bohrenden Fragen gestellt. „Was ist passiert?“ „Wer hat Schuld?“. Es ist aber auch immer so, dass die Frauen monatelang, teils jahrelang nicht darüber reden, was sie stört und dann schlagen sie eines Tages zu, ganz plötzlich und vor allem die Männer haben nichts mitbekommen. Vielleicht ist es ja ihre Schuld? Ja, da sind wir beim Eigentlichen. Es gehören immer zwei dazu! Bei aller Selbstkritik, auch die Frau muss sich Vorwürfe gefallen lassen und sich an die eigene Nase fassen. Auch im Moment des Schmerzens behält Er kühlen Kopf und analysiert die Sache abgebrüht, um dann zum Punkt zu kommen. Ja, ich habe es begriffen, ich weiß es jetzt, nun mach` aber mal einen Punkt. Als Zuspitzung des Konflikts wird suggeriert, dass alles ja ihr Problem ist. „Hats mit mir zu tun?“ Da sind wir am Gipfel des Machotums angelangt.Nach dem kurzen Schlag richtet sich Er wieder auf und findet zurück in den Glauben an die eigene Unfehlbarkeit. Von außen fehlgesteuert, ist Sie in die Irre gelaufen. Doch er gibt ihr noch einmal eine Chance sich zu bewehren, doch das nur für kurze Zeit. Wir wollen die Großherzigkeit nicht übertreiben.
„Rondo Amore, Amore Pronto, ich sag`s kein zweites Mal!!“

Da ist einer, der will, der keinen Zweifel lässt. Jetzt erfährt der Song einen Kniff, der die Persönlichkeit des Interpreten zu einer komplexen werden lässt. Er wiederholt sich: „Ich sags keine drittes Mal, ich sags kein viertes Mal, usw.“ Bestimmt aber kompromissbereit wird er das Ganze zwölf Mal wiederholen. Er lässt Chancen, aber er weiß, was er tut. „Ich bin doch echt nicht blöd.“ Das ist die Sprache des Volkes. Hier wurde in echter Wolfgang Petry Manier gearbeitet. So kann er die Sache auch vor seinen Kumpels vertreten.

„Oh bitte schenk mir noch einmal diesen Traum, Du bist die beste von allen Frau`n, ich will auf Dich bau`n.“

Das ist zugegebenermaßen ein wenig laut geheult, doch das brauchen wir für den Showdown. Hier gehen die Gefühle mit ihm durch.
Es ist wichtig, dass der Song klein anfängt und sich schließlich steigert. Das ist die Absprache mit dem Publikum. Anders herum wird aus dem Song niemals ein Hit. Die Radiostationen blenden sich sonst aus und senden Media-Markt-Werbung.

Die Harmonien

Als Grundton haben wir C-Dur gewählt. Das ist gängig, damit beginnen 50% aller Schlager. Dahinter gleich ein G-Dur und dann sofort in D-Moll. Moll zwischendurch ist wichtig, das birngt Emotionalität, darf aber bei einem schmissigen Schlager nicht am Anfang stehen. Wir beenden den Takt mit einem F. Das lässt sich leicht merken: wenn irgendwo ein C auftaucht, dann darf ein F nicht weit sein. Strophe und Refrain haben identische Akkorde, das steigert den Mitsingeffekt. Die Melodie prägt sich ein. Beim Zwischenteil arbeiten wir mit einem D7. Das bringt Abwechslung und ein wenig Verwirrung, ein echter Plot Point des Schlagers.
Die gesungene Melodie muss einfach sein, keine Sprünge, keine Experimente. Hier muss ehrlich gearbeitet werden.

Soll der Schlager ein italienisches Flair bekommen, eignet sich eine C-F-Kombination am Anfang, dazu kommt ein D und ein G. Bei kompletter Italo-Nostalgie versucht es mit Am und G zu Anfang und variiert im Refrain ein D-Dur dazu.

Der Gesang

Im heutigen Schlager hat sich durchgesetzt, dass die Stimme, ob Mann oder Frau, möglichst uncharakteristisch bleibt. Schließlich muss unser Sänger, sollte es zu frechen Gagenforderungen kommen oder er vom Publikum nicht angenommen oder fallen gelassen werden, schnell ausgetauscht werden können. Wichtig ist, dass immer „eins drüber“ gesungen wird, leicht übertrieben und ambitioniert, wie in der Radiowerbung. Die Stimme muss klar und sicher sein, schließlich darf der Wunschschwiegersohn nicht als Haderer dastehen. Die Stimme muss hell sein, damit sie sich mit unseren Hallgeräten verträgt. Sicher landet auch Gunter Gabriel den einen oder anderen Erfolg, aber solch ein Type läßt sich heute nur schwer schnell etablieren. Diese Zeit haben wir nicht mehr. Außerdem ist der Wiedererkennungseffekt größer. Das macht es schwerer, ihn im Notfall wieder loszukriegen.

Die Instrumentierung

Das einfachste sind die Beats. Zwei Klicks auf den Drumcomputer genügen und der Beat ist da, eigentlich nichts anderes als beim Techno. Nur das wir in diesem Fall richtig viel Hall drüberlegen und die Schläge so abfeilen und von Ecken und Kanten befreien, dass er soft und schmerzlos daherkommt. Darüber kommt eine weich gezeichnete E-Gitarre mit viel Hall und Chorus. Der Bass sollte unauffällig und ebenfalls weich produziert sein. Wichtig ist das Soloinstrument, das das Finish begleitet. Wir haben uns für ein Saxophon entschieden. Das ist das Nummer 1 – Instrument für massentaugliche Radiounterhaltung. In unserem Fall verdoppelt es so schön das Geheule am Schluss. Wir sehen vor unseren geistigen Auge, dunkle Häuserfassaden und ein beleuchtetes Fenster in dem die Silhouette des Verlassenen zu erkennen ist. Unten auf der Straße der ebenfalls einsame Saxophonist, zu seinen Füßen eine schwarze Katze, über den Dächern weint der Vollmond mit. Das sind die Bilder, die wir brauchen!
Das alles verkleben wir mit einem hellen Keyboardteppich und fertig ist die Soße. Alles ganz einfach und in 4 bis 5 Stunden zu erledigen. Der Gesamtsound muss homogen und rund sein. Vielleicht am ehesten mit einem gelungenen Risotto vergleichbar. Denkt dran: wir sind nicht beim Teppichklopfen und auch nicht auf einer Drum`n`Bass-Party. Wir streicheln eher über das frisch bezogene Federkissen und haben ein paar Beruhigungstabletten intus.

Entscheidend ist der Ernst bei der Sache. Kommt mir nicht mit Ironie! Hier geht es um eine Menge Kohle. Schließlich arbeiten wir für eine Klientel, dass kostenlose Downloads noch kritisch bzw. ahnungslos gegenüber steht.

Mit dieser kurzen Rezeptur habt ihr nun die Möglichkeit, relativ unaufwendig einen erfolgreichen Schlager zu produzieren. Alles ist einfacher als man denkt. Vergesst nicht die Perspektive. Hier singen selbstbewusste Menschen von Problemen aus der Nachbarschaft.
Im zweiten Teil, beschäftigen wir uns mit der Frage, wie man ein Schlagervideo produziert. Das Grundrezept ist das Gleiche, doch ein Schwierigkeit kommt dazu: Ihr müsst jemanden finden, der sein Gesicht für Euch hinhält. Also selbst würde ich mich da jetzt nicht hinstellen, aber das muss jeder selbst entscheiden.

Hier also nochmal exklusiv der kommende Schlager-Hit „Rondo Amore“ von Stefan Marén:

(Hinweis: Die Copyrights und Urheberrechte liegen bei Michael Venus, Tobias Blumtritt & Peter Schütz und jegliche Weiterverwendung ist verboten. Dieser Hinweis ist ganz ernst gemeint, denn so ist das – im Musikbusiness!)