Wie man Fahrstuhl fährt – die 11 wichtigsten Fragen zum Fahrstuhlfahren beantwortet

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Der Blick in einen winzigen, viereckigen Raum mit Wänden aus Spiegeln. Voller Menschen, die hochkonzentriert und gleichzeitig abwesend gucken: Für diese Leute sind die, die draußen stehen, bereits Vergangenheit. Es macht „Bing“, von rechts und links schweben wie von Geisterhand Aluplatten vor den Raum, die Menschen dahinter verschwinden. Man bleibt draußen, mit diesem Gefühl der Bewegungslosigkeit. Die Leute hinter den Aluplatten wissen jetzt genau, was zu tun ist. Diese Mobilitätsprofis sind unterwegs, woanders hin. Wenn sich das nächste Mal die Alutüren auseinander schieben, werden sie nicht mehr da sein. Und man ist selbst nie dabei gewesen. Ein scheiß Gefühl. Blutige Fingerkuppen, aber der geschlossenen Spalt zwischen den Aluplatten geht nicht mehr auseinander. Das verzweifelte „Wo seid ihr alle hin??! Warum seid ihr alle weg???“ verhallt mit dem Babygeschrei aus dem Kinderwagen, der hinter einem wartet.

Das muss nicht sein. Auch wenn diese wichtigen Fahrstuhlfahrer-Profi-Blicke sich wie Laser ins Anfängergemüt bohren, sollte man sich immer sagen: „Ich gehöre NOCH nicht dazu!“ Auch diese mühelos zwischen den Etagen schwebenden Raumfahrer konnten das nicht von Anfang an. Fahrstuhlfahren kann man lernen. Und zwar in der Fahrstuhlfahrschule. Mit etwas Disziplin kann jeder den Fahrstuhlführerschein machen. Wem das zu viel ist oder wer noch keine 21 Jahre alt ist, darf im Fahrstuhl nur mit einer Begleitperson unterwegs sein. Eine gute Alternative ist auch der für absolute Anfänger geeignete Rolltreppenführerschein.

Wem trotz intensiver Ausbildung trotzdem noch Angst und Bange bei dem Gedanken an die erste Fahrt wird, bekommt hier hier die wichtigsten Fragen beantwortet:

1. Gibt es Fahrstühle überall dort, wo ein Haus mehr als eine Etage hat?

Ja, das ist gesetzlich so vorgeschrieben. Es gäbe sonst keine Möglichkeit, in die verschiedenen Stockwerke eines Hauses zu gelangen. Genauso wurde bei dieser Regelung an die Menschen gedacht, die bereits in den oberen Etagen wohnen: Ohne Fahrstuhl wären sie dort für immer gefangen und könnten niemals ins Erdgeschoß.
Ein Sonderfall sind Keller. Dafür gibt’s meistens eine Kellertreppe.

2. Wie finde ich den Fahrstuhl?

Halten sie in Häusern mit mehreren Etagen nach einer Aluplatte mit einem schmalen, vertikalen Schlitz in der Mitte Ausschau. Rechts oder links davon befindet sich ein Knopf. Wenn Sie den Knopf drücken, dann eine Weile nichts passiert und dann plötzlich der Schlitz größer wird und sie sich im Spiegel sehen – dann haben sie den Fahrstuhl gefunden.

3. Kann man im Fahrstuhl kostenlos mitfahren?

Nein und Ja. Für die Hinfahrt werden pro angefangenem, gefahrenem Meter 50 Cent berechnet. Die Preise sind nach einer EU-Verordnung weltweit standardisiert. Es gibt leider keinerlei Ermäßigungen für Kinder und Senioren. Dafür erhält man für jede Fahrt Gutscheine, mit denen man bei den Bewohnern des Hauses im Wert von 50 Cent pullern darf. Die Rückfahrt ist grundsätzlich kostenfrei.
Bei vielen Fahrstühlen gibt es zur Kundenbindung auch Rabattkarten. Das lohnt sich meist schon ab der zehnten Fahrt.

4. Wie verhalte ich mich, wenn sich die Fahrstuhltüren öffnen, ich aber noch nicht drin bin?

Das schwierigste Manöver, auch genannt „Die Wende“: Gehen Sie vorwärts und durch die geöffnete Tür komplett durch. Schauen Sie dabei auf die Stelle, wo vorher der Schlitz in der Aluplatte war und laufen Sie trotzdem bis zum Ende weiter. Durch Ihre Blickrichtung dreht sich ihr Körper automatisch und Sie landen mit dem Rücken zum Spiegel. Kümmern Sie sich während dieses komplexen Manövers nicht um andere Fahrgäste. Diese müssen Ihnen nach der Fahrstuhlverkehrsordnung beim Betreten ausweichen. Mit einem angeleinten Hund oder Kinderwagen können Sie ihrem Recht auf den notwendigen Platz zur Wende Nachdruck verleihen.

5. Was tue ich, wenn ich meine Position innerhalb des Fahrstuhl gefunden habe, aber die Türen noch geöffnet sind?

Suchen Sie die Wände nach Knöpfen mit leuchtenden Nummern ab. Um dem Fahrstuhl und anderen Fahrgästen das Signal zu geben, dass Sie zur Abfahrt bereit sind, drücken Sie der Reihe nach auf alle Nummern.

6. Wie viele Personen passen in einen Fahrstuhl?

Das verrät uns die höchste Zahl auf den Knöpfen an der Wand der Fahrstuhls: Diese Nummer steht nicht nur für das höchste Stockwerk, sondern auch für die maximale Belegung. So passen in die Fahrstühle von Einkaufscentren leider oft nur bis zu maximal vier Personen. In Hochhäusern gibt es naturgemäß mehr Menschen, deswegen müssen hier auch mehr Menschen in den Fahrstuhl passen. So fahren dort locker auch mal 124 Personen mit.

7. Wie verhalte ich mich, wenn die Türen sich schließen?

Viele Anfänger versuchen sich in diesem Moment an einem ernsthaft-konzentriertem Blick ins Leere. Machen Sie diesen Fehler nicht. Suchen Sie bewusst Augenkontakt zu den Menschen, die diesen besonderen Augenblick mit Ihnen teilen und bekräftigen Sie mit einem „Daumen hoch“, dass hier immer noch etwas Besonderes passiert. Ein „Jippie!!“ oder auch der Sprechchor „Jetzt geht’s lo-hos!“ stärken das Gemeinschaftsgefühl und lassen die Angespanntheit bei allen Beteiligten im Nu verfliegen. Wenn Fahrstuhlmusik gespielt wird, gehört es in den meisten Fahrstühlen zum guten Ton, laut mitzusingen.

8. Was passiert, während die Türen des Fahrstuhls geschlossen sind?

An die Fahrstuhlzentrale erfolgt die Meldung, dass alle Fahrstuhlfahrer bereit sind. Per Flaschenzug und Gravitation wird nun das umgebende Haus entweder angehoben oder so lange in die Erde gedrückt, bis eine Etage mit dem Boden des Fahrstuhls plan abschließt. Dafür sind nicht nur ungeheure Kräfte, sondern auch die organisatorische und logistische Meisterleistung der Fahrstuhlzentrale notwendig. Wenn man diese Komplexität im Hinterkopf behält, ist man auch nicht mehr verärgert, dass man selbst bei mehreren Fahrstühlen in einem Haus manchmal etwas länger auf seinen Aufzug wartet.

9. Was soll ich tun, wenn ein Fahrstuhl stecken bleibt?

Grundsätzlich gehören Fahrstühle zu den sichersten Verkehrsmitteln der Welt. Nach einer jüngsten Umfrage unter Aussteigern hatten lediglich zwei Prozent das kurzeitige Gefühl, steckengeblieben zu sein. Und bei einer Umfrage unter tatsächlich steckengebliebenen Fahrstuhlfahrern gaben auch hier gerade einmal 20 Prozent an, das ihre Mitfahrer nach Tagen jämmerlich krepiert sind.
Sollte der physikalisch vollkommen unmögliche Fall trotzdem eintreten, sollte Sie sich zuerst ruhig verhalten und schneller Atemluft verbrauchen als ihre Mitfahrer, um den Sauerstoffgehalt im Blut oben zu halten. Das Drücken der „Notruftaste“ bringt nur etwas, wenn Sie der Person am anderen Ende tatsächlich beweisen können, dass der Fahrstuhl feststeckt. Die Leute in der Zentrale sind auf Witzbolde, Scherzanrufer und einsame Herzen eingestellt und müssen die Spreu vom Weizen trennen. Seien Sie auf die Frage gefasst: „Na? Woran können Sie denn sehen, dass der Fahrstuhl sich nicht bewegt??“
Die beste Methode ist natürlich, wenn Sie das Zepter einfach selbst in die Hand nehmen und den verkanteten Fahrstuhl selbstständig lösen. Dafür ist kein Spezialwerkzeug notwendig. Rhythmisches, kraftvolles auf-und-ab-Hüpfen löst die meisten Verklemmungen und Sie merken bei dieser Methode recht schnell, wann es wieder losgeht.

10. Woher weiß ich, wann ich aus einem Fahrstuhl aussteigen muss?

Wenn alle anderen bzw. die Mehrzahl der anderen Leute aussteigen. Diese Leute wissen, was sie tun.

11. Muss ich mich bei den Leuten verabschieden, die weiterfahren möchten?

Ja. Es ist zu einer guten Tradition geworden, sich vor dem Aussteigen aus dem Fahrstuhl bei jedem Einzelnen persönlich und per Handschlag zu verabschieden. Ein kleiner Witz hier und da, ein freundliches Kompliment und der Wunsch „Weiterhin gute Fahrt!“ machen diesen Abschied von der Schicksalsgemeinschaft leichter. Im Fahrstuhl hat Menschlichkeit immer Vorrang vor dem bisweilen banalen „Höher! Schneller! Weiter!“ von so manchem Ungeduldigen.

Haben wir wichtige Fragen vergessen? Was ist noch wichtig beim Fahrstuhlfahren? Schreiben Sie uns in den Kommentaren!