Aufschieben – Lernen Erledigungen und wichtige Dinge nicht zu tun

aufschieben, faulenzen, Dinge vertagenSchwierigkeitsgrad: nicht jetzt sofort

Wichtige Aufgaben zu verschieben und sofort zu erledigen -das ist ja so eine Sache. Viele Menschen leiden unter ihrer entsetzlichen Selbstdisziplin und dem Druck, eine gestellte Aufgabe bis zu einem gegebenen Zeitpunkt zu erledigen. Angst vor unklaren Konsequenzen führt dazu, dass anstehende Aufgaben umgehend und rechtzeitig erledigt werden. Oft ist es auch ganz gut, die Dinge sofort zu erledigen. Nur haben die meisten dadurch verlernt, Aufgaben vernünftig und bis zum St.-Nimmerleinstag aufzuschieben.

In dieser Anleitung soll es also darum gehen, wie man wichtige Dinge im Leben vertagen kann. Und zwar richtig aufschieben, im Sinne von vor-sich-herschieben, bis hin zu dem Punkt, von dem man nie dachte, dass man Tätigkeiten bis dahin verschleppen kann. Wir wollen lernen, unserer Angst und dem dumpfen Gefühl des schlechten Gewissens ausreichend Nahrung zu geben. Die Motivation, die Sache sofort anzupacken, wollen wir im Keim ersticken. Das Gute dabei ist: Man hat trotzdem ständig was zu tun.

Und das nutzen wir auch gleich mal radikal aus. Das Aufschieben funktioniert nämlich nur dann, wenn man auch wirklich Sachen zu tun hat. Desto mehr, umso besser. Ohne „To-Do-Liste“ im Nacken kein schlechtes Gewissen, kein Gefühl von „Ich hab noch so viel zu tun“. Also: wir suchen uns jede Menge Sachen, die es zu tun gibt, am besten wirklich wichtige Sachen. Dinge, die einem beim Gedanken an Aufschiebung den puren, kalten Angsschweiß auf die Stirn treiben.

Die bekanntesten Beispiele in unserer Gesellschaft für solche Art Tätigkeiten sind: eine Hausarbeit bis zum Abgabetermin erledigen , ausreichend Lernen für eine wichtige Prüfung zu einem bestimmten Termin, Buch oder Video oder DVD rechtzeitig zurückbringen und Einkaufen (im Sinne von „Ich muss noch einkaufen!“)

So, jetzt kommt die zweite Stufe für eine rückhaltlose Aufschiebung mit schlaflosen Nächten: Wir machen uns eine Liste. Eine Liste mit den Dingen, die es zu tun gibt. Die Liste ist deshalb so toll, weil sie die zu erledigenden Dinge nochmal schwarz auf weiß manifestiert. Eine Erledigungs-Liste ist quasi das Denkmal für alle Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Und – besonders spitze: Die Liste selbst muss natürlich erstmal erstellt werden. Da können wir also auch gleich erstmal ganz oben auf die Liste schreiben: Liste erstellen. Am besten davor eine Nummer (in diesem Fall nehmen wir die Nummer 1, für den ersten Punkt, den es zu erledigen gilt). Wenn wir aufgeschrieben haben, „1. Liste erstellen“, werden jetzt auch die anderen Aufgaben auf der Liste eingetragen. Dazu gehen wir vorher im Kopf kurz durch, was uns am wichtigsten erscheint. Das darf auch ruhig ein paar Tage dauern. Die wichtigste Aufgabe bekommt dann die höchste Priorität auf der Liste (in diesem Falle die Nummer 2, nach „1. Liste erstellen“). Die komplette Liste könnte dann ungefähr so aussehen (Beispiel):

1. Liste erstellen

2. Hausarbeit schreiben (Abgabe spätestens 30.7.)

3. Lernen (Prüfung am 1.10)

4. DVD zurückbringen (6.7.)

5. Einkaufen (Milch)

Besonders schön an dieser Liste: fast alle Punkte (bis auf den ersten) sind mit einem Datum in der absehbaren Zukunft versehen. Das erhöht den Druck ungemein. Schön in unserem allgemeingültigen Beispiel ist auch die Anordnung der Prioritäten nach persönlichem Gusto: Mit dem erledigten Punkt 1 „Liste erstellen“ erscheint es so, als wäre die Hälfte der persönlichen Vorhaben bereits wie von selbst erledigt worden. Und natürlich sollte man auch mal die Hausarbeit sofort schreiben. Aber Vorsicht!!!

Wir wollten doch hier lernen, alles aufzuschieben. Dafür ist die Liste da. Hinter jeden Erledigungspunkt malen wir deshalb jetzt einen Kreis. Dem Kreis unter „Liste erstellen“ können wir ein Häkchen reinmachen oder ihn ausmalen. Die anderen Kreise müssen unbedingt leer bleiben!!

Jetzt hat die Liste ihre vollständige Legitimation erhalten. Erste Punkte wurden zwar schon erledigt, andere müssen aber noch auf Erledigung warten. Die leeren Kreise zeigen es an. Das drückt aufs Gewissen.

Und so funktioniert das jetzt auch mit dem Aufschieben: Der unwahrscheinliche und selbstproduzierte Druck bewirkt nun, dass man genau diese Dinge nicht tun will und nicht tun wird. Weil sich die Punkte so wichtig nehmen. Weil die Liste sich selbst auf Nummer Eins eingetragen hat und anscheinend einfach so deshalb ein tolles Häkchen erhalten hat, einfach nur für ihre Existenz. Man hasst diese Liste über alles und alles, was damit zu tun hat, wird verleugnet. Und man wird alles daran setzen, keine von den Dingen, die darauf stehen, zu erledigen. Das schlechte Gefühl bleibt. Aber schon allein diese Sinnlosigkeit!! Man stelle sich mal vor, was das für ein Leben sein soll mit dem Zwang, irgendwann irgendwo Häkchen zu setzen, nur damit eine Liste ihren Zweck erfüllt? Lächerlich!! Wer sind wir denn, wo steht denn bitteschön das Gesetz, das ich alle Punkte in genau dieser Form zu erledigen habe; dass ich überhaupt Häkchen in die Kreise machen muss, wenn ich dass Gefühl habe, es ist an der Zeit und ich bin fertig…? Von einem popeligen Zettel mit vier Punkten lassen wir uns die Zeit einteilen? Nicht mal unter Folter könnte uns jetzt noch jemand dazu bringen, die aufgeschriebenen Aufgaben mit Motivation anzugehen. Toll, nicht?

Dafür fallen uns jetzt unendlich viele Sachen ein, die nicht auf der Liste stehen, aber gerade deshalb erledigungswert sind. Dazu gehört: im Café sitzen, im Internet auf Studi-VZ Leute stalken, seinen Namen googeln, baden und dabei die Formel für die Alternative zum Erdöl ausdenken, Nobelpreis kassieren und Welt retten. Hauptsache Punkt 2 bis 5 bekommen ihren Haken nicht und man ist aureichend abgelenkt.

Wenn Ihr mir den Effekt nicht glaubt, dann macht Euch mal ne eigene Liste.