Schnupfen, Migräne und Bauchschmerzen: Anleitung in 5 Schritten, wie man richtig krank macht

richtig krank machen: Der betrunkene David Hasselhoff weiss. wie es geht

Schwierigkeitsgrad: Simulieren Stufe 1

Nachdem wir uns schon einmal dem Thema „Wie man richtig lebt“ gewidmet haben, wollen wir uns heute mal dem Thema Krankheit zuwenden. Leben hat ja meistens was mit der Gesundheit zu tun. Das Gegenteil davon wäre dann die Krankheit. Hier soll es aber konkret um das „krank machen“ gehen, was mit eigentlichen, echten körperlichen Beschwerden nichts zu tun hat. Hier also die Anleitung fürs „krank machen“:

1. Grund suchen fürs krank machen
Mit krank machen ist gemeint, dass man selber so tut, als hätte man eine Krankheit oder zumindest eine angeschlagene Gesundheit, um einer bestimmten Situation auszuweichen. Es ist also sinnlos, ohne driftigen krank zu machen. Deswegen brauchen wir dafür einen Anlass. Beliebte Anlässe zum krank machen sind zum Beispiel:

  • Arbeit, zu der man nicht hingehen möchte
  • Uniprüfung, für die man nicht gelernt hat, zu der man deswegen nicht hingehen möchte
  • Schularbeiten wieder nicht gemacht und damit eine Schule, zu der man nicht hingehen möchte
  • Familienfeier bei Oma, schön am gedeckten Kaffeetisch mit Gästen, die man nicht kennt, zu der man nicht hingehen möchte

Alles einleuchtende Gründe für eine eingebildete Krankheit. Das Grundmuster ist immer gleich: Es gibt etwas, wo die eigene Anwesenheit eigentlich verpflichtend ist und als einziger Grund für eine Abwesenheit gilt gegenüber den dort anwesenden Menschen nur die Entschuldigung aufgrund von Krankheit.

Folgende Beispiele dienen also nicht als Grund für das krank machen:

  • Johannes B. Kerner-Tribunal mit der sprachgeschädigten Eva Hermann kommt im Fernsehen und man möchte es nicht sehen (ja, das macht krank, aber man kann der Sache auch ohne krank zu machen fern bleiben. Oder würde man etwa einen Zuschauerbrief schreiben: „Lieber Johannes! Leider konnte ich Deine Aussprache mit Frau Hermann nicht sehen. Ich war nämlich schon vorher krank!“)
  • mehrere Wochen die Einkäufe sein lassen und hungern, weil man volle Supermärkte mit diesen ganzen Menschen nicht leiden kann (man kann der Sache fern bleiben und durchweg Döner essen, aber die Aussage an die Kassiererin: „Wissen Sie! Ich war die letzten drei Wochen hier nicht einkaufen. Ich war nämlich krank!“ wird diese nicht interessieren.)
  • es ist der zweite Mittwoch im Monat und das bedeutet: Zeit für ehelichen Beischlaf. Wer jetzt mit einer „Migräne“ kommt, handelt dermaßen nach Männer-Frauen Klischees, wie es Mario Barth nicht hätte besser machen können. Wer an bestimmten Tagen keinen Bock hat, läßt es bleiben (Donnerstag ist ja auch noch ein Tag). Die „Migräne“ ist in dem Zusammenhang völlig abgedroschen. Mehr zu passenden Krankheiten im nächsten Abschnitt.

2. Krankheit aussuchen zum krank machen
Sinn ist es eine Krankheit zu finden, die man gerade nicht hat aber durchaus haben könnte. Dabei muss wegen der kurzen Reaktionsmöglichkeit auf Situationen, denen man fern bleiben möchte, darauf geachtet werden, dass es sich um eine Krankheit handelt, die innerhalb eines Tages kommen und wieder gehen kann. Desweiteren sollte die ausgesuchte Krankheit der Allgemeinheit bekannt und international anerkannt sein, damit sich bei einer Entschuldigung schnell aufgrund von Krankheit mit dem Leiden identifiziert werden kann.

Besonders geeignete Krankheiten sind also:

  • Schnupfen (zieht immer und nur der Doktor kann wissen, ob die Nase wirklich zu ist. Glasige Augen und rote Nase kriegt man auch anders hin)
  • Kopfschmerzen bis Migräne (außer als Grund, um den Beischlaf zu entgehen!, sehr geeignet, da von Außen überhaupt nicht erkennbar aber schlimm, schlimm, schlimm…)
  • Bauchschmerzen bis Durchfall (wer kennt es nicht: „Ich hab aber Bauch-schmäär-zen!“, löst mit gekräuselter Stirn, eigeknicktem Kopf und einer reibenden Hand auf dem Pullover sofort Mitleid beim Gegenüber aus. Funktioniert übrigens nicht, wenn man als Gast gebeten wird, eine Talkshow zu verlassen.)

Ungeeignete Krankheiten sind:

  • rudimentale Cerebraldiarrhoe (kann keiner was mit anfangen und klingt trotzdem, als würde es länger dauern. Und wenn es doch mal jemand nachschlägt in einem schlauen Buch, sitzt man ganz schön dumm da.)
  • meine Tage (wird als isolierte Krankheit schon seit längerem nicht mehr als solche eingeordnet, ungeeignet für Männer)
  • Querschnittslähmung (ja ich weiß, das ist nicht lustig. Auch als Entschuldigung zum vorübergehenden krank machen nicht. Auch wenn man es erstmal gut vortäuschen kann.)

Schöne und passende Krankheiten fürs krank machen findet man übrigens hier: www.krank-machen.com

3. Krankheit legitimieren lassen, ärztliches Attest einholen
Um die ausgesuchte Krankheit als wirklichen Grund zum krank machen zertifizieren zu lassen, braucht man einen offiziell anerkannten Gutachter, der die Krankheit bestätigt. In unserer westlichen Gesellschaft gibt es dafür nur einen Beruf, der diese Art von Gutachten ausführen und schriftlich bestätigen kann. Die Berufsbezeichnung ist „Arzt“ oder landläufig „Doktor“. Diese Menschen haben vorher Medizin studiert und teilweise Bücher verfasst, in denen bis ins Detail mit Symptomen für eine Krankheit geworben wird. Der Krankmacher kann jetzt hingehen und sich in einem dieser Kataloge für körperliche Verfassung die passende Krankheit aussuchen (siehe 2.), die dazugehörigen Symptome einstudieren und sich dann von einem Arzt seine Krankheit als offiziell bestätigen lassen.

Auf die Einübung der passenden Symptome sollte vor einem Arztbesuch viel Wert gelegt werden. Das sind studierte Leute, denen man nicht einfach ein X für ein U vormacht. Es hilft nicht, zu humpeln, wenn man auf die Frage „Wo tuts denn weh?“ „Im Hals.“ geantwortet hat. Das sollte hier einleuchten.

Als zusätzliche Legitimation sollte man, zum Beispiel als Arbeitnehmer, die Beurkundung der Krankheit durch den Arzt, bei seiner privaten oder gesetzlichen Krankenversicherung einreichen.

4. Entschuldigung vorbringen
Nachdem man nun amtlich anerkannt zwei Dinge zusammengebracht hat, die nicht zusammengehören; nämlich eine gesunden Menschen und eine ausgesuchte Krankheit, kann man letztere als Vorwand für eine Entschuldigung nehmen. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Entschuldigung zur adoptierten Krankheit passt. Bei der Entschuldigung sollte im gesamten Verhalten auf die mit der Krankheit verbundenen Symptome streng geachtet werden. Es empfiehlt sich immer, den Entschuldigungsempfänger mit dem Telefon anzurufen, da das zeigt, dass man sich ganz seines elenden Zustandes widmet.

Hierbei gilt es zu beachten: Bei „Kopfschmerzen bis Migräne“ sollte man nicht aus einer Kneipe anrufen, bei Schnupfen sollte man sich die Nase zuhalten und kaum sprechen können („Meine Nase ist so zu, ich kann kaum sprechen! Entschuldigung!“).

Man sollte es aber auch nicht übertreiben und zum Beispiel bei Vorgabe einer Magen-Darm-Grippe ständig im Hintergrund die Klospülung betätigen.

Wichtig für die Entschuldigung ist auch noch der richtige Zeitpunkt. Anrufe beim Arbeitgeber wie „Ich werde ab Montag in acht Tagen mit vereiterten Mandeln bis circa Mittwochmittag ans Bett gefesselt sein.“ sind unglaubwürdig. Das Gleiche gilt für den Anruf „Hallo Oma. Als ich vorletzten Monat nicht bei Eurer Goldenen Hochzeit war hatte ich Durchfall. Ich habe Dir gerade das ärztliche Attest mit der Post zugesendet.“

5. Krankheit beenden
Die Krankheit sollte durchschnittlich ein- bis zwei Tage nach dem eigentlichen „Grund“ (siehe 1.) beendet werden. Denn es besteht die Gefahr, dass man sich:

  1. – vollkommen seiner neuen Krankheit annimmt und sie gleich noch für andere, ungeliebte Situationen benutzt
  2. – das zum Normalzustand wird, also der Normalzustand ist, dass man krank ist. Als ob man aus dem einmal aufgesetzten Krankheitsbild nicht mehr herauskommt, weil ja nun eine nach der anderen Situation kommt, der man eigentlich ausweichen wollte. Man behält dann Krankheit so ein bisschen auf „niedriger Flamme“ bei, um sie zum vollen Ausbruch kommen zu lassen, wenn man mal wieder gar nicht will. Dann ist man überall nur kränkelnd und angeschlagen dabei und sagt. „Eigentlich bin ich ja krank!“

Aber „eigentlich krank machen“ gibt´s nicht, krank machen macht man richtig und zwar nur, wenn man wirklich gesund ist.