Vergessene Lieblingsessen: Wie man Milchreis in der Betriebsküche als Hauptmahlzeit anerkannt bekommt

endlich wieder lecker Milchreis in der Kantine

Schwierigkeitsgrad: Grundkenntnisse Essen am Tisch mit Besteck

Die folgende Tatsache mag einigen von Euch überraschend vorkommen, doch ich habe es erlebt: der wohlschmeckende Milchreis mit Apfelmus oder Kirschen und Zimt und Zucker ist immer häufiger in Betriebs- oder Mensaküchen nicht als Hauptmahlzeit und wenn überhaupt nur als Nachspeise anerkannt. Woher die Vorurteile gegen dieses Lieblingsgericht vieler Menschen, darunter auch durchaus prominenter und gesellschaftlich anerkannter Mitbürger kommen, kann ich mir nicht erklären.

Es scheint da eine Norm zu geben: immer Fleisch oder jetzt auch Tofu, Gemüsebeilage, Kartoffeln, Reis oder Klöße und Salat. Als wenn man das jeden Tag in dieser Kombination braucht um überleben, geschweige denn arbeiten zu können. Jetzt könnte man natürlich eine Krankheit vortäuschen und den Milchreis zu Hause essen. Aber die Zeit hat gezeigt, dass der Milchreis gerade in Großküchen verteufelt gut schmeckt und gerade da seine optimale geschmackliche Entfaltung erfährt.

Ein ähnliches Schicksal, wenn dieser Einschub erlaubt ist, erfährt auch die Suppe, die inzwischen ein Dasein als Vorsuppe fristen muss. Sie wird oft unterschätzt. Bei großem Hunger geht man immer davon aus, dass sie nie und nimmer ausreichen würde, um satt zu werden und dann schafft man die Terrine nicht einmal und ist rundum abgefüllt. Ähnlich verhält es sich beim Milchreis.

Was kann also getan werden?

  • 1. Mitarbeiter für die Milchreis-Problematik sensibilisieren

Das Thema Milchreis sollte immer mal wieder, nicht zu oft, das wäre zu auffällig, in die Mittagskonversation aufgenommen werden. "Mensch, fändet ihr das nicht auch schön, wenn es mal wieder Milchreis gäbe! Ich habe das früher in der Schulspeisung immer geliebt und mir ständig nachgeholt." Da werden Erinnerungen und nostalgische Gefühle in den Mitarbeitern wach. Plötzlich haben sie den Duft von schon vorgemischten Zimt und Zuckerhaufen in der Nase.

Gehen sie noch weiter und drücken sie auf die Tränendrüse!

"Ich weiß noch, wie meine Mutter mir früher immer den Milchreis ans Bett brachte, wenn ich krank war. Ich nahm den ersten Löffel und sie strich mir übers Haar. Ich dachte dann immer an die Anderen, die jetzt in der Schule eine Mathearbeit schreiben mussten und war rundum glücklich. Ja, diese Momente verbinde ich mit dem Milchreis."

Spätestens jetzt werden sich die ersten fragen "Ja, warum gibt es denn das nicht hier in der Kantine?"

Der Köder ist gelegt. Das ganze sollte sich allerdings über einen Zeitraum von 3-4 Wochen ziehen in maximal zwei bis drei Gesprächen. Sonst wird das zuviel.

  • 2. Die Petition

Jetzt kommen wir zum Eigentlichen. Nehmen wir an, der Chef hat Milchreis verboten, weil er nicht an die dessen Ernährungskompetenz glaubt. Stattdessen freut er sich über trockenes Hähnchen mit Ofenkartoffeln. Als wenn das vollwertig wäre!

Hier hilft eine so genannte Petition, ein schriftlicher Protest. Dafür braucht es Unterschriften. Die bereits seit Wochen bearbeiteten Kollegen werden mit Tränen in den Augen unterschreiben und das Gefühl besiegt die Kündigungsangst.

Eine Petition für den Milchreis könnte in etwa folgenden Wortlaut haben:

Petition zur Aufnahme des Milchreises in die Liste der vollwertigen Mittagsmahlzeiten

Sehr geehrte Geschäftsführung,

mit Entsetzen haben wir die Nachricht aufgenommen, dass der Milchreis von Ihrer Küche lediglich als Nachtisch angeboten wird. Wir betrachten dies als eine Diskriminierung einer Lieblingsspeise vieler (auch prominenter) Menschen.

Der Milchreis ist erwiesenermaßen eine vollwertige Kost und in Verbindung mit Apfelmus und Zimt und Zucker darüber hinaus äußerst schmackhaft.

Wir fordern Sie daher dringend auf, Ihr Hauptmahlzeitembargo den Milchreis betreffend zu überdenken und aufzuheben.

Sollten Sie unseren Forderungen nicht nachgeben, behalten wir uns weitere Protestmaßnahmen vor.

Mit freundlichen Grüßen

Die Unterzeichner

Das müsste erstmal sitzen. Der Hinweis auf prominente Personen ist wichtig, da von denen eine gewisse Vorbildstellung in Sachen Ernährung ausgeht. Man vermutet dort eine Horde von Ernährungsberatern und Diät-Spezialisten.

Die angedeuteten Protestmaßnahmen sind vorerst leere Drohungen und Worthülsen, aber wenn sich nichts ändert, könnte man sich als geschlossene Kollegschaft mal was beim Pizzaservice bestellen oder mittags ins Restaurant gehen. Wichtig dabei ist, mit der ganzen Mannschaft grinsend an der Kantine vorbei zu gehen und sich an den traurigen Mienen der Küchenbelegschaft zu ergötzen. Auch der Geschäftsführer wird oben von seinem Bürofenster aus die Szenerie betrachten und sich geschützt durch die Jalousie so seine Gedanken machen.

Wichtig ist, dass alle zusammen halten. Dazu ist ein ganz inniges Bedürfnis notwendig. Das ist die Hauptaufgabe, das müsst ihr in wochenlanger Kleinarbeit erreichen. So klappt das dann auch.

Diese Methode ist übrigens auch auf andere aussterbende Hauptmahlzeiten wie Eierkuchen, Kaiserschmarren, Fruchtsuppe, Tote Oma (na gut, da wird es schwierig die Kollegen zu überzeugen, das wird ein zäher Einzelkampf) oder Buchteln übertragbar.

Viel Glück dabei!