Anleitung zum Namedropping: Wie man sich in Gesprächen richtig wichtig macht

Namedropping - ich kenne Promis persönlichSchwierigkeitsgrad: Basislevel subtile Anmerkungen machen

Oft kommt es vor, dass man mal den ein oder anderen Namen in ein Gespräch einstreut. Das liegt daran, dass man bereits vor dem aktuellen Gespräch andere Menschen getroffen hat als den aktuellen Gesprächspartner und mit diesen vielleicht über Dinge gesprochen hat, die sich auf das aktuelle Gespräch beziehen können. Es kommt auch vor, dass man andere Leute nur kennt, ohne sie getroffen zu haben, die mal etwas gesagt oder getan haben, was sich auf die laufende Konversation bezieht. Diese Leute kann man dann anhand ihres Namens identifizieren und den wiederum kann man in das Gespräch einstreuen. Das ganze nennt sich dann „Namedropping“.

Namedropping ist ein englisches Wort und setzt sich eigentlich aus zwei einzelnen, selbstberechtigten Wörtern zusammen. Da gibt es zum einen das Wort „name“, was im deutschen recht leicht mit „Name“ zu übersetzen ist. Dann haben wir da noch „dropping“, was so viel wie „etwas fallen lassen“ bedeuten könnte. Wenn man jetzt beide Wörter zusammensetzt, entsteht das Wort „Namedropping“. Wenn man das zusammengesetzte Wort jetzt nochmal in unsere Muttersprache übersetzen würde, ergibt das „Name etwas fallen lassen“. Das „etwas“ macht diese Übersetzung leider etwas holprig. Deswegen können wir uns dieses Wort bei der Übersetzung sparen und machen´s mal ganz einfach: „Namen fallen lassen“.

So, was soll das nun eigentlich bedeuten?

„Namedropping“ dient eben nicht nur der einfachen Identifikation von ehemaligen Gesprächsteilnehmern oder anderen Menschen, die man mal gesehen hat. Meistens hat es einen sehr subtilen Hintergrund, den man auf den ersten Blick nicht erkennen kann, aber den wir hier in dieser Anleitung einfach mal schonungslos entlarven wollen. Dazu ist es von Vorteil, wenn man sich schon ein bissschen mit Psychologie beschäftigt hat.

Derjenige, der den „Name“ droppen möchte, identifiziert sich meisten auch mit demjenigen, dessen „Name“ er „droppt“. Er möchte einen Nähe herstellen, die leider allzu oft nicht real existiert aber den „Namedropper“ wie aus dem Umfeld der genannten Person erscheinen lässt. Meistens handelt es sich bei den“gedroppten“ Personen um solche, die auf der sozialen Leiter und im kapitalistischen, menschlichen Raubtierkäfig, der sich höhnisch „Gesellschaft“ nennt, weiter aufgestiegen sind, als der „Namedropper“ selbst. Derjenige, der den Namen nennt, kann durch diese Nennung so wirken, als hätte er etwas mit der wichtigen Person zu tun und stellt sich damit auf ein Level, was ihm nicht gebührt. In einem laufenden Gespräch geht es also einzig und allein um die Wirkung: „Das, was hier grad läuft, ist echt unter meinem Level und deswegen sage ich jetzt mal, wo ich mich sonst so rumtreibe oder meines Erachtens hingehöre.“ Das kommt natürlich nicht so geradheraus rüber sondern wird so verpackt, dass man es nicht als Chance zum Ausstieg aus dem laufenden Gespräch wahrnimmt.

Soviel zum wichtigtuerischen Hintergrund des „Namedroppings“. Um jetzt allerdings selber zum anerkannten „Namedropper“ werden zu können, erläutere ich hier mal anhand der drei größten Anfängerfehler, die einem dabei passieren können, wie es falsch läuft und wie man es richtig machen kann.. (Die Namen der zu „droppenden“ Personen werden zur Vereinfachung fett dargestellt).

1. „Ich kenne John Lennon.“

Falsch, weil zu frontal und dazu offensichtlich gelogen. Wie erwähnt, es geht um die die Beiläufigkeit, der Name wird eingestreut und in einen Kontext gebracht, in dem man selber besser mit der (in diesem Falle Berühmtheit) assoziiert werden kann.

Besser:

„Apropos berühmte, tote Musiker: Der Barry, also Barry White, hat´s ja auch nicht lange gemacht. Obwohl er, als ich das letzte Mal mit ihm geredet habe, noch ganz gut aussah!“

Perfekt! Damit führst Du die zu nennende Person sofort als höherwertig und mysteriös ein („berühmt“,“verstorben“,“Musiker“) und begibst Dich dann beiläufig auf ein ebenbürtiges Niveau, das durch die Normalität in der Aussage sowie die Verbindung von zwei Sinneseindrücken gleichzeitig nicht angezweifelt werden kann („mit geredet“, „sah gut aus“).

Dazugelernt? Dann versuchen wir´s mal hiermit:

2. „Apropos Familie und so… Mein Großvater ist mit Gina Wild zur Schule gegangen!“

Falsch, aus sogar dreierlei Gründen: Jeder weiß, dass Dein Großvater nicht mit Gina Wild zur Schule gegangen ist. Weil Gina damals wie heute einen anderen Namen hatte (Yvonne Magerfeld, Franzsika Urbanzyk oder Mandy Schaffrat, oder sowas) und die zeitliche Einordnung hinten und vorne überhaupt nicht stimmen kann (Merke!: Dein Opa ist immer älter als Gina, alle Opas von einem selber sind älter als Gina Wild!). Falsch ist hier auch die fehlende Subtilität im Kontext des Themas (Familie wird zur Großvater wird zu Gina Wild?).

Und der größte Fehler an diesem Versuch eines Namedroppings: Wem willst Du Dich denn nun zuordnen, wer ist Dein Vorbild, wer ist auf Deinem Level? Opa oder Gina? Und in beiden Fällen müsste man sich fragen: Warum?

Besser:

„Ach ja, dieses Familiengedöns. >>Was soll´s eigentlich?<< hat mich Ursula mal auf einer Weihnachtsfeier in unserer alten Schule angelllt. Und ich habe dann gesagt: >>Ach Urselchen, komm, schnapp Dir den von der Leyen, spiel mit ihm ganz oft Mutter-Vater-Kind -dann kannste auch mitreden, wenn Du willst!<<“

Das ist deswegen besser, weil es so beiläufig ist und mit so vielen unnötigen Details gespickt, dass man nur noch versteht will, dass Du Ursula von der Leyen kennst. Und nicht nur das: Du scheinst die Person zu sein, die Ursula erst zu der heute bekannten „Ursula von der Leyen“ gemacht hat.

3. „Achwas!? Na, dann sagt Dir bestimmt auch der ungarisch-finnische Regisseur Fröllokk Hamminlikunnen was, der hat uns allen ja ziemlich krass vergegenwärtigt, wo auf Zelluloid gebanntes Spiel von Schwarz und Dunkelschwarz die Menschen hintreibt.“

Falsch, aus einem einfachen Grund: Die Kunst des Namedroppings liegt in seiner Einfachheit. Allein durch das Namedropping alleine wird der eigene Status aufgwertet. Zusätzliche, altkluge Aufwertungen und kunstbeflissenes oder szeniges Halbwissen lassen Dich nur altklug und „intello“ wirken vor Deinen Freunden, die gerade gemeinsam „Stirb langsam 4.0“ auswerten.

Faustregel: Du musst kein Abitur haben, wenn die Leute, die sowas haben, Dich trotzdem um Rat fragen!

Besser:

„Also, wenn einer saufen kann nach einem Film, dann ist das der Til. Du denkst, DER Dreh müsste doch alle völlig geschafft haben und dann kriegst du den Schweiger kaum ruhig gestellt. HäHäHä, Til SCHWEIGER!“

Klingt für alle Beteiligten, als hättest Du ne gute Zeit mit Til gehabt, glaubhaft. Sogar so gut, das Du auf Kosten seines Nachnamens im Nachhinein Witze über ihn reißen kannst. Du kennst Dich halt aus, mit „Namen fallen lassen“!