Wie man seine Freizeit richtig gestaltet

Freizeitgestaltung mit HundSchwierigkeitsgrad: kommt man drüber weg 

In unserer schnelllebigen Welt führt uns ein Moment, der etwas Auszeit von unseren täglichen Verpflichtungen bedeutet, schnell an den Rand einer Panikattacke. Freizeit zu haben ist jedoch eigentlich etwas Schönes. Die Freizeit wurde deshalb erfunden, damit wir uns Zeit für die Dinge nehmen können, die wir eigentlich schon immer einmal machen wollten. Dazu gehören zum Beispiel eine Altersvorsorgeversicherung abschliessen, zum Zahnarzt gehen oder Staub wischen.

Doch diese Idee der Freizeitgestaltung ist rein theoretisch. Jede gute Freizeitaktivität, die den leeren Raum des Nichtstuns sinnvoll ausfüllen könnte, erfordert letztendlich so viel Konzentration und Planung wie die Aktivitäten des Arbeitsalltags. Drei Stunden Freizeit zwischendurch reichen nun mal nicht aus, um die richtige Riester-Rente zu finden, den Zahnarzttermin zu bekommen und wahrzunehmen und bis zur Drogerie und zurück zu gehen, um Staubwischlappen und Putzmittel zu kaufen. Es ist alles zusammen zu schwierig, man fühlt sich überfordert und die richtige Alternative ist: einfach abhängen!

Während eines Momentes der Freizeit denkt man vielleicht an Menschen, mit denen man lange nicht mehr gesprochen hat und bekommt deswegen ein wenig schlechtes Gewissen. Man geht vielleicht sogar so weit, zu denken, man sollte die betreffende Person anrufen oder gar etwas Nettes schreiben. Bevor man sich jetzt Hals-über-Kopf in solche Aktionen stürzt, sollte man sich die Konsequenzen vor Augen führen: Verabredung, Treffen, sinnlose Gespräche über die Zwischenzeit, in der man sich gegenseitig nicht gemeldet hat und -ZACK – schon wieder Freizeit weg.

Man könnte auch einfach spazieren gehen. Wenn man in seiner Freizeit spazieren geht, sollte man darauf achten, nicht die gleichen Wege zu gehen, die man aus dem sonstigen Alltag kennt. Für viele würde das bedeuten, sich auf der linken Spur einer Autobahn, auf der Busspur oder im Gleisbett der Straßenbahn wieder zu finden. Das ist aber nicht der Sinn eines gemütlichen Spaziergangs. Wenn man in der Freizeit spazieren geht, hat man andere Ziele. Auf jeden Fall macht der Spaziergang mehr Spass, wenn man sich dazu ein kleines Ziel setzt. Eine Zeitung am Kiosk kaufen ist ein gutes Ziel. Einen Brief wegbringen ein weiteres. Die Briefmarken zu Hause zu vergessen und ein geschlossenes Hauptpostamt reichen sogar für insgesamt zwei Spaziergänge.

Viele Menschen verbringen ihre Freizeit auch gerne mit Fernsehn-Gucken. Bewegungslos auf eine Mattscheibe schauen ist ungefähr so sinn- und wirkungsvoll, wie der Wandfarbe beim Trocknen zuzuschauen: Man weiß nicht mehr, wie es noch vor drei Minuten ausgesehen hat und nach ungefähr drei Stunden bekommt man das Gefühl, man sollte wieder anfangen, etwas anderes zu tun. Man guckt aber weiter regungslos hin, voller Hoffnung, es kommt noch besser.

Vielbeschäftigte werden manchmal von plötzlich zur-Verfügung-stehender Freizeit völlig überrascht und starren auf einmal in tiefe und leere Abgründe ihrer eigenen, sinnlosen Existenz. In solchen Lebensphasen haben sich Hunde als echte Helfer erwiesen. Hunde haben zwar jede Menge Macken, das Gefühl innerer Leere gehört glücklicherweise nicht dazu. Sobald man sich selbst am Ende einer Leine wiederfindet, besteht die ganze Welt nur noch aus Dingen zum nachjagen, beschnüffeln, ausbuddeln, fressen, bepinkeln oder bekacken. Quasi die Spassversion vom echten Leben.

Viele Menschen übertreiben es manchmal auch mit ihrer Freizeit und nutzen eine unverplante Stunde dazu, um endlich Spanisch/Englisch/Russisch oder nochmal Deutsch zu lernen. Diese Fehleinschätzung von Anspruch und Wirklichkeit führt im richtigen Leben dann oft dazu, dass diese Menschen sich nicht richtig verstanden fühlen.

Die Rente ist ein Speziallfall der Freizeit, da man hier seinen gesamten noch vorhandenen Freizeitvorrat quasi am Stück geliefert bekommt. Viele freuen sich von Anfang an auf diesen Moment. Anderseits, wenn die Rente dann erstmal da ist, kommen viele dann auch damit nicht so zurecht. Entweder fahren sie auf Kreuzfahrtschiffen zu Orten, an denen ihr Ein-Stunden-Spanisch nicht verstanden wird oder sie schauen dem Hund zu, wie er seinen freizeitlosen aber spassigen Alltag gestaltet. Viele Rentner empfinden diese Zeit als schwierig und eher als langweilige Wartezeit auf das offiziell folgende Ende. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass für diejenigen, die schon zu Lebzeiten mit ein bisschen Freizeit nicht klar kommen, die Ewigkeit nach dem Tod erst recht nicht der Wunschaufenthaltsort ist.