Leben: Anleitung, wie man richtig lebt

Schwierigkeitsgrad: Abitur ist von Vorteil, muss aber nicht sein

Viele Leute wissen oft nicht, wie das denn so geht mit dem richtigen Leben. Deshalb gucken sie den ganzen Tag anderen Leuten dabei zu, wie das bei denen wohl so gehen könnte. Zum Zugucken gibt es genug Möglichkeiten. Zum Beispiel kann man im Fernsehen Leuten beim Leben zugucken – das ist aber meistens nicht so echt (ausser beim Lippi im MDR). Auch das Internet funktioniert deshalb so gut, weil sich dort jede Menge Menschen tummeln, die gern öffentlich mitteilen, was sie so mit ihrem Leben anfangen. Und genug Leser für so etwas sind vorhanden, weil im Internet jeder nach Anhaltspunkten für seine eigene Lebensgestaltung sucht. Manchmal sucht man nur nach dem nächsten, kleinen Schritt. Bei Google geben die Menschen ihre offenen Fragen dazu in Form stichpunktartiger Suchbegriffe ein. Man kann Google zum Beispiel auf diese Weise fragen, wie man ein Ei kocht.

Meistens gibt es auf die wichtigen Lebensfragen so viele Antworten wie es Menschen gibt, die sich und ihre Lebensmethoden im Internet darstellen. Man freut sich erstmal und nutzt die gewonnen Suchergebnisse als Einsichten fürs Leben und versucht, sich daran zu halten. Bei den Leuten im Netz hat´s ja schließlich auch schonmal geklappt.

Leider sind die gewonnenen Einsichten oft nur von kurzer Gültigkeit und selten eins zu eins auf einen selbst übertragbar. Da ärgert man sich dann schon ganz schön und weiß erstmal auch nicht so weiter. In solchen Situationen fühlt man sich orientierungslos, ziellos, total verpeilt.

In diesen verwendeten Begriffen (orientierungslos, ziellos), geht es ja immer um das nicht ordnungsgemäße Zurücklegen von Wegstrecken. Darin liegt letztendlich auch schon die Lösung verborgen, wie man das macht mit dem richtig Leben.

Grundsätzlich braucht man erst einmal ein Ziel. Deswegen sagt man auch gern zu sich selber: "ich brauche einfach mal ein Ziel", wenn einem gerade ein bisschen langweilig ist.

Gut und sinnvoll ist es, wenn sich das Ziel von dem Ort unterscheidet, an dem man sich gerade befindet. Als Übung am Anfang kann man dafür eine kleine Liste erstellen mit, zum Beispiel, 10 Orten, die nicht der Ort sind, an dem man in diesem Moment ist. Vom Wohnzimmer unterscheiden lassen sich zum Beispiel das Schlafzimmer, die Toilette oder Südafrika.

Wenn man beides hat, also den Ort, an dem man sich befindet und den, wo man hinmöchte, muss man zuerst die Strecke dazwischen zurücklegen. Dann, am Ziel angekommen, wählt man sich einfach einen Zeitraum aus, den man dort verweilen möchte. Anschliessend kehrt man an den Ort zurück, an dem man zuerst war.
Es ist also eine Bewegung von Ort A (derzeitiger Standort) hin zu Ort B (das Ziel), das dortige Verweilen über den Zeitraum t und die anschliessende Rückkehr zu Ort A. Von A nach B, dort Länge t abgewartet und zurück nach A. ABtA.

„ABtA“ ist prinzipiell das, was alle Menschen die ganze Zeit über machen. Und wenn es alle Menschen machen ist das auch der Trick, wie man richtig lebt. Um die Sache besser zu veranschaulichen, hier noch einige Beispiele:

Wir sind zu Hause, gehen raus auf eine Party, verbringen die Nacht (Zeitraum t) woanders und kommen am nächsten Tag zerstört zurück.

Wir sitzen im Café, bekommen Lust auf Zigaretten (aber die sind alle), gehen zum Zigarettenautomat und kehren dann zurück zum Platz.

Wir gehen aufs Amt und kommen am nächsten Tag zurück. (Amt = langer Zeitraum t — haha!)

Wir stehen vorm Supermarkt, gehen rein, kaufen ein und kehren zurück an den Ort, an dem wir vorher vorm Supermarkt gestanden haben.

Wir telefonieren mit Mutti und Vati, fahren hin, langweilen uns dort ein bisschen und kommen zurück in die WG.

Alles im Leben ist diese Bewegung "ABtA". Was nun noch als wichtiges Element für ein "richtiges Leben" hinzukommt: Man muss anderen Menschen davon erzählen und dabei etwas ausschmücken. Jede Art von Kommunikation besteht im Kern aus dem Austausch von aufgepeppten Berichten von ABtA-Bewegungen. Entweder solche, die man vollzogen hat oder solche, die man im Leben noch vollziehen möchte. Möglich ist auch, man befindet sich gerade an Ort B und sagt einfach "Ich muss nachher zurück!"

Hier nochmal ein Beispiel aus dem richtigen Leben:

Wir befinden uns an Ort A, dem Wohnzimmer und haben Hunger. Wir suchen uns einen Ort B aus, der zu unserer Gefühlsregung passt und (wichtig!) sich von Ort A gut unterscheiden lässt. Für heute Abend soll es der Dönerstand sein. Wir bereiten Ort A so vor, dass wir ihn sicher verlassen können und später so vorfinden, wie uns das am besten gefällt. Also Computer aus, Fernseher aus (Lippi auf dem mdr kriegt niemals ´raus, wo er ist!), Licht aus, Tür schliessen. Dann auf zu Ort B, das Ziel, der Dönerstand. Dort angekommen während des Zeitraumes t die Dinge machen, die man an Ort B so macht (Döner kaufen und essen). Wenn man damit fertig ist, erfolgt die Rückkehr zu Ort A.

Mit dem Dönerverkäufer kann man eine Unterhaltung anfangen und sagen "Ich muss nachher wieder zurück!" -was ja auch stimmt. Im Anschluss, oder am nächsten Tag, kann man dann sagen: "Erst war ich zu Hause, dann bin ich Döner essen gegangen. War voll geil!“ (ausschmücken!)

Allen Voraussetzungen für richtiges Leben wird in dieser Episode entsprochen: Ort A, Ort B, der Zeitraum t und die Bewegung hin und zurück.

Wenn man will, kann man diese Geschichte auch im Internet veröffentlichen, damit ist die Voraussetzung "den Leuten davon erzählen", dann erst recht vollstens erfüllt.